1. Juli 2020

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Eltern, liebe Schülerinnen und Schüler,

ein ereignisreiches und außergewöhnliches erstes Halbjahr 2020 neigt sich dem Ende zu. Seit der Entscheidung zur Schließung der saarländischen Schulen und Kindertagesstätten sind nun fast vier Monate vergangen. Vier Monate, die Sie, liebe Eltern, und Euch, liebe Schülerinnen und Schüler, stark gefordert haben. Kinderbetreuung, den Beruf und das Lernen von Zuhause zu organisieren und zu vereinbaren, stellt Familien in der Corona-Krise vor größte Herausforderungen.

Wir haben den Präsenzunterricht an Schulen vorübergehend ausgesetzt, um die Verbreitung des Coronavirus‘ einzudämmen und eine Überlastung unseres Gesundheitssystems zu verhindern. Beide Ziele haben wir gemeinsam erreicht. Wir alle sehen sehr deutlich, wie wichtig KiTas und Schulen, ihre Teams und die Familien, für das Funktionieren unserer Gesellschaft sind. Ich weiß, was diese Zeit Ihnen und Euch abverlangt hat. Für das in dieser schweren Zeit Geleistete danke ich Ihnen und Euch allen herzlich.

Deshalb bin ich sehr froh, dass wir nun den nächsten Schritt nach vorne, in Richtung Normalität gehen. Denn in das kommende Schuljahr wollen wir im regulären Schulbetrieb starten. Nach wie vor gilt dabei, dass dieser Schulbetrieb unter Pandemie-Bedingungen zu organisieren ist, d.h. gewisse Einschränkungen wird es auch nach den Ferien geben. Diese stehen auch in Abhängigkeit zum Infektionsgeschehen.

Planung des Schuljahres 2020/21

Bei der Planung des Schuljahres 2020/2021 haben wir alle am Schulleben Beteiligten im Blick. Der Gesundheitsschutz bleibt nach wie vor wichtig. Gleichzeitig stehen wir in der Verantwortung, das Recht auf Bildung umzusetzen und einen Schulbetrieb zu organisieren, der die Bedürfnisse von Kindern, Jugendlichen und Familien stärker berücksichtigt.

Grundsätzlich gilt: Wir müssen das Infektionsgeschehen noch eine Weile weiter beobachten. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es zu lokalen oder regionalen Infektionsschutz Maßnahmen kommen muss, wenn sich das Infektionsgeschehen negativ entwickelt. Anstelle der Schließung ganzer Schulstandorte oder gar erneuter flächendeckender Schulschließungen sollen aber flexible Reaktionen vor Ort treten.

Um Schulen einen klaren Rahmen für die Vorbereitung und Durchführung des Schulbetriebs nach den Ferien zu setzen, wird es einen neuen Musterhygieneplan geben, der zwischen dem Ministerium für Bildung und Kultur (MBK) und der Gesundheitsseite abgestimmt ist. In diesem wird es weiterhin entsprechende Vorgaben geben, u.a. zu Wegeführung, Pausengestaltung, Vorgaben zu verschiedenen Unterrichtsfächern und -methoden, Hygieneregelungen (Händewaschen, Raumlüftung, Raumreinigung etc.) sowie zu Mund-Nasen-Bedeckungen. Eine Maskenpflicht für den Unterricht und für Pausen im Freien wird es nicht geben. Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung im Unterricht bleibt freiwillig möglich. Im Schulgebäude und beim Pausenverkauf soll eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen werden. Vorbeugende Hygienemaßnahmen und das Grundprinzip der Nachvollziehbarkeit spielen nach wie vor eine wichtige Rolle. Das Abstandsgebot und die Kontaktbeschränkungen entfallen zukünftig.

Es werden zudem Verfahren festgelegt, um bei Verdacht einer Infektion schnell und gezielt infizierte Personen zu identifizieren. Unser Ziel ist, dass am betroffenen Schulstandort für die nicht betroffenen Personen der Präsenzunterricht weiterlaufen bzw. das Lernen von zuhause für die Schüler*innen in Quarantäne organisiert werden kann. Das setzt im Verdachtsfall schnelle Tests voraus, die allen Beteiligten Sicherheit geben. Wir treffen zudem verbindliche Regelungen für Lehrkräfte und Schüler*innen, die einer Risikogruppe zugehörig sind, auf der Grundlage der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse. Auch die Betreuung der Schülerinnen und Schüler im freiwilligen und gebundenen Ganztag wird im vollen Umfang unter Wahrung der Maßgaben zum Infektions- und Gesundheitsschutz gewährleistet.

Ich bin sehr froh, dass Kinder und Jugendliche bald in den regulären Unterricht zurückkehren werden und der direkte Kontakt mit den Schulfreundinnen und Schulfreunden sowie den Lehrkräften und dem ganzen Schulteam wieder möglich sein wird. Das ist wichtig, denn Schule ist ein sozialer Lern- und Lebensort.

Auch bin ich mir bewusst, dass es viele Familien in den vergangenen Monaten sehr schwer hatten, insbesondere wenn es um das digital unterstützte Lernen von zuhause ging. Viele Familien können sich geeignete Endgeräte schlicht nicht leisten. Sie brauchen unsere Unterstützung. Und ich verspreche Ihnen: Sie werden sie bekommen. Das geht aber in der Fläche nicht von heute auf morgen.

Die Landesregierung hat massive Investitionen in die digitale Bildung beschlossen: Das 50-Millionen-Euro-Investitionsprogramm „Digitale Bildung jetzt!“ ergänzt den DigitalPakt Schule, mit dem wir 60 Millionen Euro in IT-Infrastruktur an Schulen investieren. Bis 2024 stehen insgesamt 110 Millionen Euro für Investitionen in die digitale Bildung und den Ausbau der IT-Infrastruktur an den Schulen im Saarland zur Verfügung.

Unser kurzfristiges Ziel zum neuen Schuljahr ist, in einem ersten Schritt allen Schülerinnen und Schülern über eine Geräteleihe digitale Endgeräte zur Verfügung stellen, die derzeit nicht über geeignete Geräte verfügen. Auch die Lehrkräfte werden mit digitalen Endgeräten ausgestattet. Entsprechende Fortbildungsangebote weiten wir aus.

Individuelle Beratungs- und Unterstützungsangebote in der Phase des Ankommens nach den Sommerferien

Die Phase des Ankommens nach den Sommerferien ist für alle Schülerinnen und Schüler wichtig, insbesondere für die Erstklässlerinnen und Erstklässler sowie die Schülerinnen und Schüler der Eingangsklassen an unseren weiterführenden Schulen. In dieser Phase findet ein enger Austausch zwischen den Lehrkräften und ihren Lerngruppen sowie mit den Erziehungsberechtigten statt. Dabei werden insbesondere Schülerinnen und Schüler mit besonderem Beratungs- und Unterstützungsbedarf entsprechende Angebote erhalten. Darüber hinaus werden für die Dauer des Präsenzunterrichts die Strukturen des Lernens von Zuhause dauerhaft und nachhaltig gefestigt und ausgebaut.

Um die individuellen Förder- und Unterstützungsangebote für Schülerinnen und Schüler zu stärken, investieren wir gemeinsam mit den Landkreisen und dem Regionalverband massiv in den flächendeckenden Ausbau der Schulsozialarbeit. Künftig sollen alle Schülerinnen und Schüler unkompliziert Zugang zu den Angeboten der Schulsozialarbeit bekommen. Liebe Eltern, liebe Schülerinnen und Schüler, ich danke Ihnen und Euch für die Geduld und die gelebte Solidarität in den vergangenen Monaten. Lassen Sie uns diesen guten Weg gemeinsam weitergehen und weiterhin so gut zusammenstehen.

Für die nun anstehenden Sommerferien wünsche ich Ihnen, dass Sie alle Zeit zum Entspannen, zum Abschalten und zum Ausruhen finden – und vor allem Gesundheit.

Herzliche Grüße

Ihre Christine Streichert-Clivot

Ministerin für Bildung und Kultur des Saarlandes