Es geht auch anders – ein inklusives Medienprojekt

Am Dienstag, den 5. Juni 2018, präsentierte die Medien-AG des Adolf-Bender-Zentrums, bestehend aus 10 Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Ganztagsgemeinschaftsschule Neunkirchen (GGSNK) und des Werkstattzentrums für behinderte Menschen der Lebenshilfe (WZB), die Ergebnisse ihrer Arbeit.

Es ging in der AG um Medienkompetenz, um die eigene Mediennutzung und um Möglichkeiten, sich selbst auszudrücken und medial zu präsentieren. Vorausgegangen war eine intensive Findungsphase, in der Florian Klein, Politikwissenschaftler und Medienpädagoge vom Adolf-Bender-Zentrum, mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein Konzept nach deren Interessen und Vorstellungen erarbeitete. Dabei war ein Leitprinzip der Gruppenarbeit die Förderung von Dialog und Austausch, bei dem alle dazu ermutigt wurden, das Wort zu ergreifen, Fragen zu stellen, die eigene Meinung zu sagen, Position zu beziehen oder zu unterbrechen, wenn etwas nicht verstanden wurde.

Die AG-Mitglieder ergründeten ihre eigenen medialen Nutzungsmuster, die dazugehörigen Risiken und Chancen sowie Vor- und Nachteile von Recherchestrategien. Über die gesellschaftliche und eigene Nutzung von Apps und Social Media Kanälen, wie WhatsApp, Snapchat, Youtube & Co., wurden Selbst- und Fremdbilder mit ihren Wertungen erörtert und der Umgang mit Diskriminierungen und Frustrationen behandelt.

Neben der technischen Produktion, die mit all ihren Anforderungen vom Umgang mit verschiedenen Erstellungsprogrammen oder mit der Kamera über Einstellungsgrößen und -perspektiven sowie Schnitt, Requisiten, Effekte und Filter den jungen AG-Mitgliedern eine Menge abverlangte, mussten sie sich ebenfalls um Ideen, den Inhalt und die Formate Gedanken machen sowie die Organisation und Umsetzung planen. Heraus kamen neben verschiedenen Werbecomics zwei Filme, die beeindruckten.

Zum einen ein YouTube-Format (Lookbook), in dem in kurzen Filmclips Outfits oder Modelinien präsentiert werden. Zu sehen gab es in professioneller Form Abendgarderobe, Alltags-Outfits sowie „Chill-Looks“, wobei mit Schnitten, Hintergründen, Einstellungen, Perspektiven, Lichteffekten, Musik usw. gespielt wurde. Zum anderen einen lustigen gefilmten Prank, sozusagen eine moderne Form von „Verstehen Sie Spaß?“ mit versteckter Kamera, in dem bei der Produktion neben der technischen und inhaltlichen Umsetzung auch rechtliche Fragen (z.B. das Recht am eigenen Bild) und Grenzen (es sollte niemand in diskriminierender Form bloßgestellt werden) beachtet werden mussten.

Im Grunde genommen ging es um Medienkompetenz und Inklusion. Aber eben dadurch, dass die Inklusion nicht extra thematisiert wurde, ist sie gelungen. Denn echte Inklusion bedeutet, dass die Unterscheidung „behindert“ und „nicht behindert“ keine Rolle spielt und die Rahmenbedingungen und Voraussetzungen so gewählt und adaptiert werden, dass es für die ganze Gruppe passt. Es geht um echte Teilhabe – ohne Barrieren – in der Gesellschaft, in der Schule, beim Sport oder im Beruf. „Inklusion“ ist kein neuer, moderner Begriff für „Integration“, bei der sich Menschen mit Behinderung an die Umwelt anpassen müssen, sondern es herrschen von vornherein Bedingungen, mit denen alle gleichberechtigt umgehen können – egal, wie unterschiedlich sie sind.

Gerade deshalb war Clemens Wilhelm, Schulleiter der GGSNK, einer Pilotschule für Inklusion, so glücklich mit dem Projekt, da es sich eben nicht um eines der medienwirksamen Events handelt, die zwar zur Verbesserung der Gemeinschaft aller beitragen, aber keine längerfristigen Begegnungen und kein echtes Kennenlernen zulassen um die Barrieren in den Köpfen einzureißen. Diesem Tenor stimmten auch die Vertreter der WZB, sowie Landrat Sören Meng zu, die sichtlich beeindruckt waren von den professionellen Ergebnissen der AG.

Inklusion ist, wenn Menschen mit Behinderung von Anfang an überall gleichberechtigt dabei sind und nicht extra fragen müssen, ob sie dabei sein und mitmachen dürfen. Es wurden Wege gesucht und gefunden, die eine Bereicherung für alle darstellten und es wird sicherlich Folgeprojekte in ähnlicher Form geben.

Info:
Die „Medien-AG“ unter Leitung von Florian Klein vom Adolf-Bender-Zentrum ist Teil des Modellprojekts „Es geht auch anders. Ein inklusives Medienprojekt.“ welches unter anderem über den Kinder- und Jugendplan des Bundes durch das Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie das saarländische Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie gefördert wird. Weitere Informationen unter www.adolfbender.de.

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